Campus Benjamin Franklin

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CAMPUS BENJAMIN FRANKLIN

Team: Florian Gick und Leon Steffani

Das Universitätsklinikums Benjamin Franklin soll durch einen Ergänzungsbau entlastet und gleichzeitig zu einem weitläufigen Campusgefüge erweitert werden. Wichtiger Ausgangspunkt hierbei ist das Verständnis der Funktionsweise des Bestandsgebäudes welches in seiner Größe drei komplexe Typologien unter einem Dach vereint: Krankenhaus, Universität und Labor. Die Koexistenz und das Ineinanderwirken dieser drei Typologien soll durch die Ergänzungsbauten thematisiert und weiter ausgebaut werden.

Das Krankenhaus ist ein Stadtbaustein, dessen primäre Verantwortung die möglichst schnelle und angenehme Genesung des Patienten ist. Es ist aber nicht nur ein Ort der Genesung sondern auch ein Ort der angewandten Wissenschaft und nicht zuletzt ein wichtiger Ort des öffentlichen Lebens, an dem zu jeder Tages- und Nachtzeit Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen aufeinander treffen. Das Labor und das im Labor generierte Wissen wiederum, erhält eine gesteigerte Glaubwürdigkeit je unabhängiger sich das Labor zum geografischen und baulichen und somit auch zum sozialen und politischen Kontext verhält. Uns interessiert hierbei besonders ob es möglich ist eine bauliche Struktur in einen Campus zu integrieren der solche Heterotopien ermöglicht und gleichzeitig ein möglichst hohes Maß an potentieller Vernetzung sowohl unter den Forschenden als auch mit Patienten und der Öffentlichkeit bereitstellt. Denn am Ende sind funktionierende Experimentallandschaften, so wie es auch Rheinberger sagt, Gewebe die an einen Flickenteppich erinnern und dabei ist nicht absehbar auf welche Bereiche dieser Flickenteppich sich ausdehnt1. Die Universität steht bei uns bewusst im Zentrum. Erst durch den Kontext Universität entsteht z.B. ein wesentliches Wechselspiel zwischen Öffentlichkeit und dem Labor, da das Labor von sich aus keine Öffentlichkeit produziert. Erst in seiner nachträglichen Inszenierung im Hörsaal, Seminar, Symposium erzeugt das Experiment in hohem Maße gleichgerichtete Aufmerksamkeit, gemeinsames Interesse, Anwesenheit und Teilhabe und somit eben Öffentlichkeit2. Des Weiteren ist die Universität ein wichtiger Vermittler zwischen dem Labor und dem Krankenhaus und ermöglicht z.B. eine translationale medizinische Forschung ohne dabei die Öffentlichkeit zu übergehen. Also ein effizienteres Ineinandergreifen der unterschiedlichen Expertisen aus Krankenhaus und Labor.

Baulich gliedert sich unser Entwurf als Ensemble wie folgt: Im Norden befindet sich ein rechteckiges Gebäude, ein Mischtyp, den man jedoch im weitesten Sinne als Krankenhaus bezeichnen kann, im Süden das aus mehreren Volumen bestehende neue Forschungsgebäude und zwischen diesen beiden ein Halbkreis, das neue Hörsaalgebäude, das an der Oberfläche einen ebenerdigen Abdruck hinterlässt.

1 Vgl.: Rheinberger, Hans-Jörg (2018): Experimentalität Hans-Jörg Rheinberger im Gespräch über Labor, Atelier und Archiv, Berlin: Kulturverlag Kadmos

2Assmann, Jan (2018): Dankesrede von Aleida und Jan Assmann anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2018